[REVIEW] Electric Prunes - Stockholm 67

San Francisco Sound; Space Rock; Bosttown Sound; Raga Rock; Westcoast Scene
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badger
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[REVIEW] Electric Prunes - Stockholm 67

Beitrag von badger »

Electric Prunes - Stockholm 67 (Heartbeat Productions 1997)

Das Radiohuset in Stockholms Östermalm veranstaltete in den 1960ern und 70ern eine lange
Reihe von Live-Konzerten für das schwedische Radio. Fast alles, was Rang und Namen hatte, trat
dort auf: Animals, Yardbirds, Byrds, Doors, Grand Funk Railroad, Free, Taste, Jimi Hendrix, Man, Move,
Wishbone Ash, Quicksilver, Atomic Rooster und noch viele, viele mehr.

Da die Aufnahmequalität für damalige Möglichkeiten perfekt war, ließen sich viele der Mitschnitte
später einmal zu nicht ganz legalen LPs und CDs pressen; irgendwann wurden sogar offizielle
Scheibchen daraus.

Das Radiohuset gibts noch heute, es ist offen für Besucher und es finden auch weiterhin
Konzerte statt, allerdings meist nur in den Bereichen Klassik und Jazz.

Im Dezember 1967 waren die Electric Prunes aus L.A. auf Europatournee und obwohl ihr Bekanntheitsgrad
damals längst nicht an die oben aufgeführten Namen heranreichte, hatte man doch zwei LPs
veröffentlicht und mit 'I Had Too Much To Dream (Last Night)' einen veritablen Hit erzielt.

Gut 45 Minuten wurden aufgezeichnet; neben dem Hit spielten sie noch vier weitere Stücke der beiden LPs
plus eine Single-B-Seite. Über die Notwendigkeit zweier weiterer Blues-Cover kann man streiten; sie
wurden so oft aufgenommen, daß man sie heute nicht mehr ertragen mag, aber damals waren sie
noch nicht völlig ausgeleiert und boten der Band die Chance, etwas kräftigere Stücke einzuspielen.

Bild

Denn obwohl ihre beiden Studio-LPS sehr gelungene und durchaus griffige Akkorde lieferten, bei denen
beide Gitarren es nicht an psychedelischen Versatzstücken fehlen ließen, so waren sie auf Zwang durch
Produzent David Hassinger auch auf den Pop-Appeal für Teenager hingetrimmt und enthielten sogar ein
paar üble Kinder-Piss-Pop-Nummern (The King Is In The Counting House; The Toonerville Trolley, etc.)
die kaum zu akzeptierbar sind.

Live waren die Prunes frei von Hassingers Zwängen und wie man hört, genossen sie es, rauher, kratzender
und dynamischer aufzuspielen; nicht für einen Kindergeburtstag, sondern für eine Rock'n'Roll-Party im
besten Sinne.
Im Intro zu You Never Had It Better tropft sogar Acid aus den Lautsprechern und dieselbe Säure vibriert auch durch
'I Had Too Much To Dream...'; live dreimal besser als im Studio.

Auf Try Me On For Size beweisen sie, daß sie die aktuellen Signale aus San Francisco aufgenommen hatten, hier wird
gejammt, aber auf eine Tour, die man weniger bei Airplane oder Dead, sondern eher bei Blue Cheer wiederfand:



Bei offiziellen Live-Veröffentlichungen 60er Psychedeliker oder Garage-Bands war die Aufnahmequalität oft mäßig
(höre Fever Tree, Shadows Of Knight) und nur selten (höre HP Lovecraft) (fast) so gut wie hier.
Daher war die Veröffentlichung 1997 ein absolutes Highlight in 'unseren Kreisen'.

Die Original-Prunes lösten sich bald nach ihrer Heimkehr auf, Produzent Dave Hassinger fabrizierte unter dem Bandnamen
noch ein paar mäßige bis ganz üble Exponate, bevor die fast komplette Urbesetzung ab Ende der 90er noch weitere
vier Studio- und eine (oder mehr?) Live-CDs einspielten. Vielen gefiel das, sie konnten nicht hören, das das jetzt überwiegend
zu kalkuliert, klischeehaft und digital-steril war.

1 You Never Had It Better 4:55
2 I Had Too Much To Dream (Last Night) 3:50
3 Try Me On For Size 9:34
4 I Happen To Love You 4:03
5 I Got My Mojo Workin' 6:44
6 Long Day's Flight (Til Tomorrow) 3:34
7 Smokestack Lightning 5:31
8 Get Me To The World On Time 7:16

Bass, Organ, Backing Vocals – Mark Tulin
Drums – Quint
Lead Guitar – Ken Williams
Lead Vocals – James Lowe
Rhythm Guitar - Mike Gannon
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Louder Than Hell
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Re: [REVIEW] Electric Prunes - Stockholm 67

Beitrag von Louder Than Hell »

Informative Anmerkungen zu diesem Album, das ich seinerzeit für 5 Euro auf Ebay ersteigert habe. Ohne den damaligen Zukauf hätte ich es gar nicht gewusst, dass die Electric Prunes überhaupt ein Livealbum herausgebracht haben.

Aber umso schöner, dass es aus dieser Schaffensphase überhaupt abgreifbare Livedokumente gibt, denn in der Regel war dieses nur den bekannteren Bands vorbehalten.
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badger
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Re: [REVIEW] Electric Prunes - Stockholm 67

Beitrag von badger »

Louder Than Hell hat geschrieben: Do 11. Dez 2025, 17:19 Informative Anmerkungen zu diesem Album, das ich seinerzeit für 5 Euro auf Ebay ersteigert habe. Ohne den damaligen Zukauf hätte ich es gar nicht gewusst, dass die Electric Prunes überhaupt ein Livealbum herausgebracht haben.

Aber umso schöner, dass es aus dieser Schaffensphase überhaupt abgreifbare Livedokumente gibt, denn in der Regel war dieses nur den bekannteren Bands vorbehalten.
2012

5 euro ist ja fast geschenkt. die meisten scheiben, die aus dem Radio-Huste kamen, wie z.b. Taste, Free oder Jimi Hendrix, waren schon etwas teurer
und die Prunes mußen wir damals auch über ein spezial-label kaufen. da beweist sich, das nichts 'rar' bleibt, wenn genug kunden da sind.

tatsächlich wars es zu zeiten der urband deren einzige live-lp, weil sie sich fast umgehend aufgelöst haben. aber 2012 waren sie nochmal im Radiohuset
um hauptsächlich die alten knaller nochmal an den hörer zu bringen. manche fanden es gut, mir wars einfach zu kalkuliert und zu sehr auf abkassieren
ausgelegt. also bleibts hier bei der 1. Live.
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