
City Blues Connection – Live At Rockhouse Salzburg
Das Musikmagazin MINT widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe (10/25, Nr. 79) dem Thema Blues und beleuchtet diesen von Chicago bis Texas, vom Delta Blues bis zum Bluesrock. Ein kurzes Special über die deutsche Bluesszene greift dabei, wie ich finde, viel zu kurz. Es wäre dringend an der Zeit, genauer hinzusehen, denn die hiesige Szene hat sich mittlerweile breit aufgestellt, auch wenn sie sich oft in regionalen Nischen versteckt.
Ein lohnender Blick geht dabei immer wieder ins Berchtesgadener Land, wo der Gitarrist, Sänger und Mastermind Norbert Egger mit seiner City Blues Connection ansässig ist. Die Band hat ein Konzert veröffentlicht, das sie im September 2024 im Rockhouse in Salzburg spielten. Ein Auftritt, der es wirklich in sich hat und den Blues in all seinen Facetten gekonnt in Szene setzt – von Bluesrock über Country-Blues bis hin zum New Orleans-Blues.
Meine eigene Geschichte mit der Band begann 2018, als ich in der BluesNews eine Kritik zum Album „Anna Liza“ las. Neugierig geworden, fand die CD schnell ihren Weg in meine Sammlung und wurde zum Dauerläufer. Die Songs waren und sind genau mein Ding. Umso schöner war es zu sehen, dass die Setlist des Live-Konzerts in Salzburg auch drei Tracks dieses Albums enthielt: „Muddy Waters“, „This Angel“ und „Leave You In The Mornin´“. Mit den Jahren sind die Songs gereift und haben nichts von ihrer Wirkung verloren. Im Gegenteil: Sie klingen jetzt noch rauer, ruppiger, „abgehangener“ und wirken dadurch noch intensiver.
Ein Beispiel gefällig? In „Muddy Waters“ spielt eine Musiklegende wie Steve Baker eine grandiose Bluesharp, die schlicht unter die Haut geht. Insgesamt präsentierte sich die City Blues Connection in hervorragender Verfassung, strotzend vor Spielfreude. Das liegt zum einen an der musikalischen Kompetenz der Band selbst, aber auch an den zahlreichen Gästen.
Ein besonderer Leckerbissen war für mich das von Anne Bischow und Lydia Stone intonierte „What My Boss Wants“. Lydia Stone ist übrigens seit 2024 als Leadsängerin festes Bandmitglied. Davor hatte Norbert Egger noch erklärt, dass „Leave You In The Mornin´“ quasi sein Motto sei. Danach gesellten sich Bischow und Stone zum Frontmann ans Mikro und lieferten einen grandiosen Gesangspart ab. Die gut sieben Minuten fliegen nur so vorbei. Schade, dass Anne Bischow danach nur noch bei drei weiteren Songs als Background-Sängerin dabei ist.
Das gesamte Konzert ist gespickt mit Finessen und hält ständig neue Überraschungen bereit. Mal sind es die fantastischen Trompeten-Einsätze von Markus Gorofsky, dann wieder die überzeugenden Saxophon-Soli von Kurt Gersdorf. Gerade bei den fetten Bläsersätzen kommt man voll auf seine Kosten. Aber auch die einzelnen Soli wissen auf ganzer Linie zu überzeugen. Ein besonderes Schmankerl ist zudem der Sousaphone-Beitrag von Hubert Graßl bei „Fishing The Blues“.
Nach „What My Boss Wants“ sollte man eigentlich meinen, dass es keine Steigerung mehr gibt. Doch Egger hatte bei der Zusammenstellung der Setlist ein glückliches Händchen. Er kennt sein Repertoire und sein Publikum.
Mit dem Song „Wir steh´n gemeinsam gegen rechts“ setzt die Band nicht nur musikalisch, sondern auch politisch ein starkes Statement. Die Botschaft ist klar und unmissverständlich: „In unserem Land haben weder AfD noch Nazis einen Platz.“ Ein klares und wichtiges Bekenntnis. Gut so!
Auch auf der Zielgeraden wird das Tempo nicht gedrosselt. Mit „More Shame“, „Playin´ Blues“ und „She´s Great“ bleibt das Stimmungsbarometer am Siedepunkt.
Als Fazit bleibt mir nur festzuhalten, dass dieses Live-Konzert der City Blues Connection ein großartiges Erlebnis war, das Lust auf mehr macht. Und dieses Mehr gibt es schon bald: Morgen, am 2. Oktober 2025 ist die Band wieder am gleichen Ort. Ich bin davon überzeugt, dass es ihnen erneut gelingen wird, ein ganz besonderes Konzert auf die Beine zu stellen. (Gerne wäre ich dann dabei, doch ist es mir aus gesundheitlichen Gründen erneut nicht möglich, den Ausflug nach Salzburg anzutreten.)