
Robert Plant Saving Grace with Suzi Dian
Veränderung scheint bei Robert Plant die Konstante zu sein, die sein beeindruckendes Lebenswerk auszeichnet. Der mittlerweile 78-jährige Plant machte sich nach dem Ende von Led Zeppelin auf die Suche nach dem, was die Musikwelt für ihn – und für uns – zu bieten hat. Ich erinnere mich noch gut, wie begeistert ich von seinen Darbietungen gemeinsam mit Jimmy Page war, als sie uns mit marokkanischen und ägyptischen Songstrukturen vertraut machten.
Ebenso überrascht ließ er uns aufhorchen, als er gemeinsam mit Alison Krauss gleich zwei vielbeachtete Doppelalben veröffentlichte. Hier scheint nun auch die aktuelle Konstante zu liegen: die Zusammenarbeit im Duo. Dieses Mal singt Suzi Dian an seiner Seite, die den Song „Too Far From You“ fast im Alleingang meistert – und wie! Erneut sind es die leisen Töne, die Plant mit seiner Begleitband Saving Grace anschlägt. Töne, die perfekt in diese Jahreszeit passen.
Saving Grace heißt die Band, und Saving Grace lautet auch der Titel des neuen Werkes. Es ist ein echtes Bandprojekt, dessen Mitglieder auf dem schön gestalteten Innencover des Albums vorgestellt werden: Matt Worley (Acoustic Guitar, Banjo), Oli Jefferson (Drums), Tony Kelsey (Guitar) und Barney Morse-Brown (Cello).
Das Material, das uns hier zu Gehör gebracht wird, wurde über die vergangenen sechs Jahre aufgenommen und besteht in erster Linie aus Coverversionen. Aber Coverversionen, die es in sich haben: „Chevrolet“, die vorab veröffentlichte Single, stammt aus der Feder von Memphis Minnie, „Soul Of A Man“ von Blind Willie Johnson, und das wirklich spektakuläre „Too Far From You“ lieferte Sarah Siskind.
Coverversionen und Traditionals? Hat uns Plant nichts Neues mehr zu bieten? Eine falsche Einschätzung! Was er und Saving Grace aus dem Songmaterial gemacht haben, ist für mich schlicht sensationell. Gestern erst erschienen, hat das Album bis heute schon so viele Plays hinter sich wie kaum ein anderes in meiner Sammlung.
Was macht diese LP zu einem Meisterwerk, zu einem Juwel in der Plattensammlung?
Für mich ist es die Abwechslung. Zunächst einmal ist Plant noch immer gut bei Stimme, doch er weiß auch, dass er sich hier und da zurücknehmen muss – und auch kann. Dies gelingt perfekt, ein bestes Beispiel ist „Higher Rock“. Darüber hinaus ist es die Instrumentierung. Das Cello setzt wunderbare Akzente. An manchen Stellen schimmert wieder Plants Vorliebe für die orientalische Musik durch.
Besonders hervorzuheben ist Suzi Dian, Ehefrau des Drummers Oli Jefferson. Wenn sie aus dem Background hervortritt und die Lead Vocals übernimmt, ist bei mir ein inneres Aufhorchen angesagt. Ihre erstklassige Stimme begeistert auf ganzer Linie und ergänzt sich perfekt mit der von Robert Plant.
Ich mache es kurz: Saving Grace, Robert Plant und Suzi Dian haben ein Album herausgebracht, das auf mich eine wunderbar entschleunigende Wirkung hat. Ich lehne mich zurück und genieße.
Was meine Lieblingssongs dieses Albums sind? Bei jedem Hördurchgang sind es andere. Es sind halt zehn wunderbare, exzellente Klangperlen!